Unterricht kann ja auf viele Arten und Weisen geschehen. Frontal, digital oder auch in Gruppen. Doch wenn der Unterricht von den Schülern selbst kommt, wenn Schüler also anderen Schülern etwas erklären, so gilt dieser Unterricht als besonders wertvoll. Wenn die Schüler dann auch noch aus eigener Freude und Lust diesen Unterricht gestalten, dann ist der Lerneffekt am größten, da es keinen besseren Lehrmeister gibt als die intrinsische Motivation. Und in hohem Maße intrinsisch motiviert waren die über 50 Schülerinnen und Schüler der AGs „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ (SoRSmC) des Hans Leinberger Gymnasiums, des Hans-Carossa-Gymnasiums sowie des Gymnasiums Ergolding, als sie sich mit ihren Lehrkräften Martina Schütz (HLG), Dr. Gerald Hofmann (HCG) sowie Sarah Kalff-Renoth (Gymnasium Ergolding) im Januar an unserer Schule trafen, um sich gegenseitig ihre Arbeit vorzustellen.
Die Idee für dieses „Netzwerktreffen“ kam – wie hätte es nicht besser sein können – von den Schülerinnen und Schülern selbst. Bereits im vergangenen Schuljahr hatten sich ca. 50 Schüler*innen der Q11 sowie weitere Schüler*Innen der SMV, der Tutoren oder auch aus anderen Klassen Gedanken zu Themen wie Selbstverwirklichung, Respekt und Toleranz, Demokratie, Diversität, mentale Gesundheit, sexuelle Orientierung sowie Stärkentraining- und Teambuilding gemacht und diese wiederum anderen Schüler*Innen ihrer Schule in einer spektakulären Aktionswoche präsentiert. Diese Aktionswoche war für alle Beteiligten und unsere Schule überhaupt ein riesengroßer Erfolg. So erinnern wir uns noch gerne an die große Abschlussveranstaltung, bei der unter anderem Landrat Peter Dreier zu Gast war. Auch Kultusministerin Anna Stolz, die seit 2019 Patin für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am Gymnasium Ergolding ist, schickte eine wertschätzende Videobotschaft samt Gratulationsschreiben – wow, was für eine Ehre!
Im Anschluss entwickelte sich daraus die Idee, die Ergebnisse und Erfahrungen aus dieser Woche anderen Schülerinnen und Schülern mitteilen zu wollen. „Im Oktober haben wir begonnen, andere Landshuter Gymnasien anzuschreiben, damit unsere Arbeit nicht nur hier an der Schule bleibt, sondern auch anderen zugutekommt“, erklärt M.A. Sarah Kalff-Renoth, die Verantwortliche für SoRSmC und Beauftragte für Demokratie und Toleranz sowie Migration. „Außerdem machen die anderen Gymnasien ebenfalls großartige Aktionen und warum sollten wir uns dann nicht gegenseitig austauschen?“
Nachdem das Gymnasium Ergolding in diesem Schuljahr auch sein 10-jähriges Bestehen feiert, war bald klar, dass das Landkreisgymnasium dieses erste Treffen ausrichten wird. Vergangene Woche war es nun soweit und acht Schülerinnen und Schüler des Hans-Carossa-Gymnasiums reisten zusammen mit ihrem Lehrer Dr. Gerald Hofmann (Regionalbeauftragter für Demokratie und Toleranz) nach Ergolding. Sie hatten im vergangenen Schuljahr den „Baum der Menschlichkeit“ gepflanzt – eine Aktion, die vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges an menschliche Grundrechte, Toleranz und Respekt erinnerte. Vom Hans-Leinberger-Gymnasium erschien Martina Schütz mit 12 Schülerinnen und Schülern, die von ihrer Ausstellung zu Rassismus berichteten und auch mit einem menschlichen Peace-Zeichen an ihrer Schule für Aufmerksamkeit gesorgt hatten.
All ihre Projekte stellten die Schülerinnen und Schüler bei diesem ersten Netzwerktreffen vor und nahmen wertvolle Impulse für die eigene Arbeit mit nach Hause. „Wir möchten unsere Ideen weitergeben, da Themen wie Werte, Toleranz und Respekt einfach unfassbar wichtig sind“, erklärte Martina Schütz, an deren Schule es den Wahlkurs „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ seit 2009 gibt. Von unserer Aktionswoche war sie restlos begeistert: „Ich bin wirklich beeindruckt, was die Gymnasiasten in Ergolding in ihrer Projektwoche alles auf die Beine gestellt haben. Es zeigt mir, dass man mutiger werden darf, auch kritische Themen wie LGBTQ+ anzupacken.“ Auch Dr. Gerald Hofmann, dessen Schule ebenfalls seit über 15 Jahren für diese Arbeitsgemeinschaft einsteht, war begeistert vom Erfolg dieses Treffens und hofft, dass eine Veranstaltung wie diese keine Eintagsfliege bleibt. „Dieser gemeinsame Austausch war großartig und wir alle profitieren von Synergieeffekten. Es ist toll, wenn wir unsere Ideen weitergeben“. Die Begeisterung, mit der die beteiligten Schülerinnen und Schüler bei der Sache waren gibt ihm und seinen Mitstreiterinnen Recht, da die Gymnasiasten äußerst engagiert und fokussiert an ihre Arbeit herangegangen sind. Für die Schülerinnen und Schüler von HLG und HCG bestand der krönende Abschluss der Veranstaltung darin, sich am „Handabdruck-Baum“ unserer Schule zu verewigen.
Am Ende der Runde war auch das Feedback der Schüler*Innen überwältigend. Sätze wie „Es war sehr schön, sich gemeinsam zu vernetzen“ oder auch „Danke für diese offene Kommunikation! Hier war ein ‚safe space‘ gegeben, bei dem man sich wirklich reden traut!“ waren am Ende mehrfach von Schülerseite zu hören. Daher sind sich alle Beteiligten einig, dass dies wohl nicht das letzte Netzwerktreffen gewesen ist.
Simone Steckenbiller