Vortrag von Katrin Himmler am Gymnasium Ergolding
Als Katrin Himmler 15 Jahre alt ist, wird sie gefragt, ob sie denn mit dem Himmler verwandt sei. Natürlich ist ihr nicht wohl, als sie zugeben muss, dass Heinrich Himmler ihr Großonkel war. Die anwesende Lehrkraft übergeht das Thema, nimmt nicht Stellung dazu. Das empfindet Katrin Himmler als verpasste Chance. Um einem Schweigen und Verdrängen entgegenzuwirken, beginnt die studierte Politikwissenschaftlerin viele Jahre später ihre Familiengeschichte genau zu hinterfragen und veröffentlicht im Jahr 2005 ihr Buch „Die Brüder Himmler“. Über die Ergebnisse ihrer Recherche und auch über Parallelen und Ähnlichkeiten von Strukturen wie Methoden der Rechtsextremen damals und heute referierte Frau Himmler am 25. Februar vor den Schülerinnen und Schülern der 11. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Ergolding.
Mehrere Jahre hat sie die Familiengeschichte aufgearbeitet. Sie bringt dabei zutage, dass Heinrich Himmler nicht das schwarze Schaf der Familie war, auch seine Brüder und viele andere Familienmitglieder traten schon früh in die NSDAP ein und fast alle männlichen Verwandten wurden Mitglied der SS, sie waren alle aktiv am Nationalsozialismus beteiligt. Das war von den Nachfahren zunächst verdrängt worden. Mit ihren Recherchen wollte Frau Himmler auch der Frage nachgehen, warum der Nationalsozialismus so attraktiv für ihre Familie und viele andere war und wie aus dem scheinbar völlig normal aufwachsenden Kind Heinrich Himmler ein glühender Nationalsozialist werden konnte, der als Reichsführer SS und in anderen Funktionen wesentlich mitverantwortlich für den Mord an der jüdischen Bevölkerung in Europa und für viele weitere Opfer des Nationalsozialismus war. Dazu beigetragen hat, dass die durch und durch monarchisch gesinnten Eltern von Heinrich Himmler der Weimarer Demokratie absolut ablehnend gegenüberstanden. Ein weiterer Grund für diese Entwicklung ist, dass die Nationalsozialisten an einen weit verbreiteten Antisemitismus anknüpfen konnten. Zudem verweist Katrin Himmler auf die Strategien der Nationalsozialisten, um Anhänger zu gewinnen. Und hier zeigt die Referentin Parallelen zur Gegenwart auf. Es seien sehr ähnliche Strategien, wie sie auch heute wieder von Rechtsextremen angewendet würden. Damals wie heute nutzten sie Krisen und Gefühle der Verunsicherung, um Ängste zu schüren und stark vereinfachende Erklärungen und radikale Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme anzubieten.
Auf die aktuelle Situation, auf das Anwachsen der rechtsextremen Bewegung und deren Befürworter beziehen sich viele der Fragen der Schülerinnen und Schüler am Ende des Vortrags. Als Antwort auf eine Frage nach den Gründen für die Faszination des Rechtsextremismus für einen Teil der Bevölkerung heute weist Frau Himmler unter anderem auf diese vereinfachten Lösungen hin. Demokratie sei dagegen anstrengend, da Kompromisse mühsam erarbeitet werden müssten. Dabei geht sie auf die Gefahr ein, dass den Rechtsextremen z. B. in den Medien zu viel Raum gegeben werde, um ihre Propaganda zu verbreiten. Auch auf die großen Gefahren durch die Verbreitung von Fake News macht sie aufmerksam und zeigt in diesem Zusammenhang auf, wie wichtig es sei, dass wir diese erkennen und auf jede Form von Hasspostings mit rechtsextremen Inhalten reagieren.
Heidi Fischer