Am 10. November hatten 30 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe die Gelegenheit, gemeinsam mit Frau Bilecki, Frau Dr. Fernengel und Herrn Aschenbrenner eine außergewöhnliche Theateraufführung von Friedrich Schillers „Maria Stuart“ im Residenztheater München zu erleben.
Das Stück, das den dramatischen Konflikt zwischen den Königinnen Elisabeth I. von England und der gefangenen schottischen Königin Maria Stuart behandelt, wurde in einer ganz besonderen Inszenierung aufgeführt, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Ein Highlight des Abends war die berühmte Begegnung der beiden Königinnen – der Höhepunkt des Stücks. Doch im Residenztheater erleben wir diesen Moment nicht nur einmal, sondern zweimal, auf verblüffende Weise variiert: Zunächst verkörpert Pia Händler die englische Königin Elisabeth, während Lisa Stiegler als Maria Stuart auftritt. Dann tauschen die beiden Schauspielerinnen ihre Rollen, indem sie ihre Halskrausen wechseln, und durchleben die dramatische Begegnung erneut. Dieses doppelte Spiel hebt hervor, wie nah sich die beiden Figuren in ihrem Schicksal stehen – zwei Seiten derselben Medaille, wie es Schiller selbst sah.
Noch spannender wird es durch ein überraschendes Ritual zu Beginn jeder Vorstellung: Die Rollenverteilung wird jeden Abend neu ausgelost. Ein Mitglied des Ensembles wendet sich an das Publikum und fragt, wer die Rolle der Elisabeth übernehmen soll. Ein zufällig ausgewähltes Publikumsgespräch entscheidet dann, wer die Krone trägt und wer der Hinrichtung entgegengeht. Diese zufällige Zuordnung macht deutlich, wie willkürlich und austauschbar die Königswürde letztlich ist – ein überraschender Gedanke, der uns alle ins Nachdenken brachte.
Der Theaterbesuch hat bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Schillers Werk und die außergewöhnliche Inszenierung haben uns die Themen Macht, Schicksal und Identität eindrucksvoll nahegebracht und uns angeregt, über die Rollen, die wir selbst im Leben einnehmen, nachzudenken. Ein großes Dankeschön an das Residenztheater für dieses Erlebnis!
Dr. Astrid Fernengel